Die geheimnisumwitterten Lieferverträge mit Russland waren ein zentrales Thema bei der Hauptversammlung des teilstaatlichen Öl- und Gaskonzerns OMV am Mittwoch. Ebenso wie der frühere Vorstandsvorsitzende Rainer Seele. Von stefanmelichar
Zwei Anläufe benötigte die versammelte Führungsspitze der OMV am Mittwoch, um diese heikle Frage klar zu beantworten: Wie hoch war das aus den umstrittenen Lieferverträgen mit der russischen Gazprom bezogene Gesamtvolumen von Erdgas im Jahr 2022 – jenem Jahr, in dem Wladimir Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ und Mitteleuropa eigentlich unabhängiger von Gas aus dem Land des Kriegstreibers werden wollte? Berislav Gaso, neuer OMV-Vorstand für...
Es war eine Antwort, wie sie die OMV mitunter auch gerne Journalisten gibt: so unkonkret wie nur möglich. Bei der Hauptversammlung arbeiteten im Hintergrund übrigens 76 Personen daran, den Vorständen quasi in Echtzeit passende Antworten zu den mehr als 200 Aktionärsfragen auszuarbeiten, welche die Manager auf dem Podium dann nur noch von Bildschirmen ablesen mussten. Das mag aus rechtlicher Vorsicht verständlich sein. Freier Diskurs ergab sich so freilich nur sporadisch.
Doch Aktionäre haben im Rahmen von Hauptversammlungen mitunter weitergehende Informationsrechte, und Anlegervertreter ließen der OMV-Spitze diesen Versuch, ja keine unangenehmen Details preiszugeben, nicht durchgehen. Sie bohrten nach – und letztlich musste Gaso doch mit einer Zahl herausrücken: 6,8 Milliarden Euro. Das war der enorme Gegenwert des Erdgases, welches die OMV im Vorjahr von Gazprom bezog. Immerhin 76 Prozent davon gingen laut dem OMV-Vorstand nach Österreich.
Die Verlängerung der Gazprom-Verträge ist einer von mehreren Kritikpunkten gegenüber dem 2021 vorzeitig ausgeschiedenen Vorstandschef Seele – ein Russland-Freund erster Güte. Weitere heikle Fragen bezüglich Seele ergaben sich aus einem Millionen-Sponsoring an den russischen Fußballverein Zenit St. Petersburg und aus einer Nebenvereinbarung mit einem hochrangigen OMV-Mitarbeiter.
Dass das Thema Seele aus Sicht der OMV nun tatsächlich „ausgehaucht“ ist, wie ein Aktionär formulierte, ist allerdings eher nicht zu erwarten. Seele ist als Berater der Abu Dhabi National Oil Company aktiv. Diese ist nicht nur gerade dabei, 24,9 Prozent der OMV-Aktien vom Staatsfonds Mubadala zu übernehmen, sondern hält auch 25 Prozent an der wichtigen OMV-Kunststofftochter Borealis.
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