Josef Muchitsch, Bau-Gewerkschafter und neuer Chef der roten Fraktion im ÖGB, über Willkommenskultur, Vermögenssteuern und Pensionsgerechtigkeit.
Herr Muchitsch, Sie sind gerade mit 96,2 Prozent zum neuen Vorsitzenden der FSG gewählt worden. Was ändert sich jetzt?: Vor 40 Jahren habe ich meine erste Gewerkschaftsveranstaltung besucht, als Maurerlehrling im zweiten Lehrjahr. Von dort bis zum höchsten Funktionär der stärksten ÖGB-Fraktion gekommen zu sein, ist ein schöner Moment.
Widerspricht das nicht dem zentralen Satz, den auch die SPÖ sich auf die Fahnen geschrieben hat: keine Vermischung von Asyl und Arbeitsmigration? Wir haben jetzt eine abschwächende Konjunktur. Seit Jahresbeginn steigt wieder die Arbeitslosigkeit kontinuierlich an. Das heißt, Arbeitskräfte werden in Zukunft wieder mehr verfügbar sein. Man muss sich überlegen, was es an Anreizen braucht. Solange wir in der Pflege junge Menschen in der Ausbildung schlechter behandeln als eine Ausbildung im Polizeidienst, dürfen wir uns nicht wundern, dass wir dort keine jungen Menschen kriegen.
Diese Vermögenssteuer ab einer Million fordert die SPÖ seit mehr als zehn Jahren. Seither hatten wir eine Inflation von rund 33 Prozent. Muss man so eine Grenze nicht valorisieren? Es ist seit dem Sonderparteitag erledigt. Wir haben jetzt einen neuen Parteivorsitzenden und der hat die Chance verdient, sich zu beweisen. Und alle anderen sind aufgerufen, ihn zu unterstützen und ihm volle Loyalität zukommen zu lassen.
Zuerst haben Sie gesagt, Sie wollen mehr Ältere in den Arbeitsprozess holen – und jetzt fordern Sie die den abschlagsfreien früheren Pensionsantritt. Das passt doch nicht zusammen.
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